Dorfentwicklung Schmitten: Motorräder & -Roller grob fahrlässig ignoriert

Motorräder (in diesem Bericht wird der Begriff „Motorrad“ synonym verwendet für alle Krafträder, Leichtkrafträder, Kraft-Roller und Leichtkraft-Roller) werden in der Mobilitätsplanung und Raum-Entwicklungsplanung sehr häufig ignoriert. Die Fortbewegung per motorisiertem Zweirad erhält allzu häufig nicht die Aufmerksamkeit und auch nicht den Respekt, den es aufgrund seiner positiven Eigenschaften verdient.

So auch aktuell im Rahmen der Dorfentwicklungsplanung der Gemeinde Schmitten im Hochtaunuskreis. Aktuell werden die Bürger der Gemeinde Schmitte durch die Bürgermeisterin (Frau Krügers, CDU) aufgefordert ihre Lebensumstände in der Gemeinde Schmitte mittels eines Fragebogens darzulegen. Unter anderem auch das Mobilitätsverhalten, in Verbindung mit den gewählten Arten der Mobilität.

Der Fragebogen wurde dem Autor durch die in Schmitten wohl bekannte und ansässige Vertretung der Motorradfahrer, die „IG Motorradfreunde Hochtaunus“,  zur Verfügung gestellt. Dies mit dem Hinweis, Motorräder werden in der Befragung nicht berücksichtigt.

Das wirft Fragen und auf und macht nachdenklich, denn immerhin sollen die ermittelten Daten eine wesentliche Grundlage für die Raum- und Entwicklungsplanung der Gemeinde Schmitten sein. (2)

Besonders nachdenklich macht dieser Umstand, weil in der Gemeinde Schmitten seit nun über einem Jahr das Thema „Motorrad“ kontrovers und intensiv mit der Bürgermeisterin Frau Julia Krügers (CDU) diskutiert wird. Die Bürgermeisterin von Schmitten gehört zu den Kommunalpolitikern im Hochtaunuskreis, die Fahrverbote für Motorräder unterstützt und durch ihre Zustimmung auf Kreisebene fördert.

Der Autor und die motorradfahrenden Bürger Schmittens sind besonders irritiert, denn schließlich ist das Motorrad als Verkehrsmittel erheblich umweltfreundlicher als ein vergleichbarer PKW. Dies zeigen aktuelle, seriös ermittelte Daten der Zeitschrift MOTORRAD (1) am Beispiel des CO2-Ausstosses, der ja in der aktuellen Umweltdiskussion eine zentrale Rolle spielt.

Hinzu kommt, dass gerade das Motorrad als „Nutzfahrzeug“ erheblich an Bedeutung gewinnt und als preiswertes Fahrzeug gerade in der abgelegen „Berggemeinde“ Schmitten eine bedeutsame, umweltfreundliche Rolle spielen könnte. Die Tatsache, dass das motorisierte Zweirad zunehmend als Nutzfahrzeug dient, wird deutlich, wenn man sich die aktuelle Zulassungs-Statistik anschaut.

Motorroller stehen nicht im Verdacht als ausschließliches „Hobby“-oder „Sport“-Fahrzeug genutzt zu werden. Motorroller sind eher Nutzfahrzeuge. Motorroller haben aktuell in der Zulassungsstatistik einen Anteil von 25%!

Vor diesem Hintergrund haben wir die Bürgermeisterin von Schmitten, Frau Julia Krügers (CDU) nach den Gründen gefragt, warum Motorräder bei der Befragung ausgeschlossen werden.

Die Antwort zeigt, dass letztendlich das die Befragung durchführende Institut „CIMA Beratung + Management GmbH“ für den systematischen Fehler im Fragebogen verantwortlich ist. Der Bürgermeisterin wollen wir keinen Vorsatz und keine böse Absicht unterstellen. Man kann sie aber auch nicht aus der Verantwortung entlassen. Schon der gesunde Menschenverstand hätte bei kritischer Durchsicht den groben Fehler erkennen können. Unerfahrenheit in der Führung und Fahrlässigkeit in der Kontrollfunktion hat vermutlich eine Rolle gespielt.

Frau Krügers (CDU) hat nach eigener Aussage eine (Zitat) „Steuerungsgruppe, bestehend aus Vertretern aus allen Ortsteilen, Fraktionen und Sachkundigen aus der Bürgerschaft,……“  (Zitat Ende) (3) eingerichtet. Allerdings fehlen bei diesen „sachkundigen“ Vertretern der Bürgerschaft die Motorradfahrenden. Das ist bedauerlich, zumal der Bürgermeisterin die Interessensvertretung der Motorradfahrer in der Gemeinde namentlich bekannt sind! Möglicherweise wäre der fehlerhafte Fragebogen vermieden worden, wenn Motorradfahrende „Teil des Teams“ wären.

Nun, das Kind ist in den Brunnen gefallen“, wie der Volksmund sagt. Bleibt zu hoffen, dass die Motorradfahrerinnen und -Fahrer der Gemeinde Schmitten wenigstens nachträglich in die Steuerungsgruppe integriert werden, damit die Interessen & Bedürfnisse der im Vdergleich zum PKW umweltfreundlicheren Zweiräder bei den kommenden Planungen angemessen berücksichtigt werden können.

Anmerkungen/ Quellennachweis

(1) MOTORRAD, 10.06.2022, Heft 13, Seite 44 ff

(2) Der vollständige Fragebogen der Bügerbefargung findet sich hier (klicke auf den Link):

Fragebogen Dorfentwicklung Schmitten

(3) Die vollständige Antwort der Bürgermeisterin findet sich hier (klicke auf den Link):

1-Antwort Bürgermeisterin Schmitten

5 Gedanken zu „Dorfentwicklung Schmitten: Motorräder & -Roller grob fahrlässig ignoriert

  1. Billige Stimmungsmache: der Verfasser berichtet selbst, dass eine Steuerungsgruppe und ein beauftragtes Institut tätig waren – es hält ihn aber nicht davon ab, es dennoch einer einzelnen Kommunalpolitikerin in die Schuhe zu schieben. Einfache Feindbilder sind doch die besten, gell, Herr Mohr?

    • Es ist eher ein typisches Chefinnen-Verhalten, sich keiner Schuld bewusst zu sein und es auf die Gruppe zu schieben. Als Chefin ist man aber nun mal verantwortlich für seine „Untergebenen“. . .

  2. Sehr guter Bericht Herr Mohr, der Versuch die Verantwortung auf eine Gruppe von sachkundigen Vertretern abzuschieben klingt eher nach der Zielsetzung die eigene Weste sauber zu halten. Schliesslich ist sie als Gemeindeoberhaupt die finale Entscheiderin und damit verantwortlich. Dass Motorräder nicht in dem Fragebogen erwähnt sind, spielt ihr als Gegnerin des Motorradverkehrs darüberhinaus natürlich in die Karten.
    Aufklärung und Kommunikation in der Öffentlichkeit ist auch in diesem Fall wichtig. Dass der Fisch in der Angelegenheit vom Kopf her stinkt muss ja nicht zutreffen. Frau Krügers ist für mich als Bürger der Gemeinde allerdings wenig überzeugend diese Bedenken auszuräumen.

  3. Lachnummer

    hahahahahaha, was habe ich gelacht, über das Antwortschreiben von Frau Bürgermeister Krügers. Da wird erst sugeriert daß die Bürgerschaft sachkundig sei, dann wird darauf hingewiesen daß man sich Unterstützung von langjährig erfahrenen „Profis“ geholt hat, um dann kläglich zu scheitern indem es seit 10 Jahren niemand aufgefallen ist daß bei Frage 12 „die Motorradfahrer unter den Tisch fallen“. Hahahahaha, alles Amateure!
    Ist es nicht peinlich daß das Fachbüro CIMA Beratung + Management GmbH 10 Jahre lang, in den Befragungen,
    Motorradfahrer übersehen hat? Wäre mal interessant rauszukriegen wieviel sich in der Zeit „unter dem Tisch“ so alles angesammelt hat, hahahahaha.

    LIEBEn Gruß
    rudi rüpel

  4. Auch aus praktischer Hinsicht ein wenig problematisch:
    Diese „Fahrdienst-Angebote“ gibt es bei uns in der Regio auch, werden auch immer mal ganz gerne auf dem Dorf genutzt.

    Aber mal ehrlich: Wenn so ein Anrufsammeltaxi oder Bürgerbus oder wie auch immer das genannt werden will drei mal am Tag irgendwo durch fährt, ist das realistisch. Die zig Roller- und Motorradfahrer, die ihr Zweirad aber jeden Morgen und Abend für den Weg zur Arbeit nutzen (und davon gibt es abseits von Metropolen mit ordentlichem Nahverkehr recht viele), die fallen komplett unter den Tisch und verzerren damit jegliche Auswertung.

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